And The Journey Continues - Letzter Tag an der Gold Coast
Und wie jeden Morgen, seitdem ich hier bin, begann der Tag mit einem kleinen Frühstück und ein paar Stunden schreiben. Eigentlich wollte ich heute in ein Museum, hier in Gold Coast, aber es gab nur zwei. Eins über die Stadtgeschichte, welches umsonst war und mich sehr interessiert hätte, aber geschlossen hatte, und ein Wachsfigurenmuseum, welches 35$ Eintritt kostete. Da ich Geld sparen wollte, entschied ich mich dann doch lieber irgendwo an den Strand zu gehen, als so viel Geld für komische Wachsmenschen zu investieren. Zwischenzeitlich unterhielt ich mich noch mit meinen Zwischenmitbewohnern. Heute ist ein neuer dazugekommen, ein Mexikaner, was mich sehr freute, da ich dadurch wieder ein bisschen über die spanische Sprache philosophieren konnte und wieder Einblicke in andere Kulturen bekommen durfte. Deswegen bin ich ja schließlich hier.
Die Litauerin wollte sich heute ein Fahrrad kaufen und ein paar Wohnungen anschauen. Sie wurde so oft von den Wohnungsbesichtigungen enttäuscht, dass ich euch unbedingt einen Einblick in den Wohnungsmarkt an der Gold Coast geben möchte.
Es leben unglaublich viele Millionäre hier und deshalb sind die Wohnungspreise dermaßen in die Höhe geschossen, dass man als armer Student, wie so oft auch in anderen Städten, ein echtes Problem hat. Die Wohnungen gab es ab ca. 170$, was ungefähr 100€ entspricht. Das hört sich nicht viel an. In Australien bezahlt man allerdings wöchentlich und somit sind das mindestens 400€ im Monat.
Die Wohnung, die sie anschaute war "Japan-Style". Sie konnte sich damals nichts darunter vorstellen und ich mir natürlich auch nicht. Aber nach der Besichtigung erhielt ich Einblicke. Bleibende Einblicke. "Japan-Style" bedeutet, dass es keine Zimmer gibt, noch nicht einmal Betten. Nein, man schläft zu siebt auf Matratzen in einem winzigen Zimmer und das Schärfste daran: Die Dusche ist mit im Raum und hat natürlich nur eine Glastrennwand. Um Himmels Willen. Dort will ich nicht studieren.
Und hier noch ein paar lustige Side Facts zu Australien.
Es herrscht Helmpflicht für Fahrradfahrer, was meines Erachtens nach eine echt gute Sache ist. Allerdings gibt es eine Vogelart, die wenn sie brütet, alles angreift, was nach ihren natürlichen Feinden aussieht. Dazu zählen offensichtlich auch helmtragende Fahrradfahrer. Deshalb haben alle Menschen an ihren Helmen unglaublich viele Kabelbinder befestigt, die nach oben ragen, damit die Kontur verändert wird.
Um an dieser Stelle auf ein anderes Thema einzugehen, will ich euch auch nochmal die Einkaufsgewohnheiten in Australien widerspiegeln, damit ihr vor Irritationen bei einem eventuellen Australienurlaub geschützt seid. In normalen Supermärkten gibt es keinen Alkohol. Man muss in spezielle Alkoholläden gehen, damit man Bier oder Wein oder Schnaps, zu horrenden Preisen erwerben, kann. Des Weiteren essen die Menschen hier kein normales Brot oder keine normalen Brötchen. Es gibt ausschließlich Weißbrot in jeglichen Formen. Deswegen verzichte ich lieber darauf Brot zu essen, denn ich will nicht mit 10kg mehr auf den Hüften enden. Auch gibt es keine Kassierer oder Kassiererinnen mehr, welche die Waren scannen. Es gibt ausschließlich Selbstbedienungskassen. Ich finde sowas schrecklich, wobei das über kurz oder lang auch in Deutschland Einzug halten wird. Ich mochte und mag es immer, einen kleinen Plausch mit einem Menschen beim Abkassieren zu führen. Ich habe mir sagen lassen, dass viele Menschen aus diesem Grund auch nur die Hälfte ihrer Waren wirklich scannen, was allerdings wahrscheinlich einfach mit einkalkuliert ist und immer noch billiger zu sein scheint, als Menschen an der Kasse zu engagieren (Ich bin da natürlich ausgenommen und bezahle alles immer).
Die Automobilkultur im Land ist auch äußerst interessant. Ähnlich wie in den USA ist ein Großteil der Menschen außerhalb der großen Städte der Meinung, dass man alles was einen kleineren Motor als einen V6 hat und kleiner als ein SUV ist als Elektroauto betiteln muss. Sprit ist so unglaublich günstig, dass es auch nicht darauf ankommt, wieviel man verbraucht. Ich dachte bis vor Kurzem, in Deutschland wäre das Auto-Problem größer als in anderen Ländern. Aber ich vermute, hier wird es noch länger dauern und ist politisch genauso schwer durchzusetzen, wie bei uns, nachhaltigen Individualverkehr zu implementieren. Das ist sehr traurig, denn hier an der Küste werden die Menschen noch eher die Probleme zu spüren bekommen, als wir mit unseren relativ kleinen Küstenanteilen
Nichtsdestotrotz setzte ich meinen Weg zum Strand fort. Dort angekommen war es leider sehr ungemütlich, da just zu dieser Zeit ein Zyklon, so nennt man Stürme in der südlichen Hemisphäre, über Gold Coast hinwegfegte. Es war kein wirklich schlechtes Wetter, nur sehr windig. So sehr, dass es sich dort anfühlte, als würde einem jemand direkt mit einem Sandstrahler die Beine weg pusten. Nein, hier konnte ich heute wirklich nicht bleiben. Was nun? Kurz auf die Karte geschaut und einfach den nächsten grünen Fleck, weg von der Küste, darauf anvisiert. Kurze Zeit später stand ich einem Park, welcher eigentlich für Autofahrer konzipiert ist. Das kann man sich vorstellen wie eine Durchfahrt durch einen Park mit vielen Park- und Picknickmöglichkeiten. Sowas gibt es halt auch nur im englischsprachigen Raum und war für mich ein wenig befremdlich. Wenn ich in einen Park gehen will, lasse ich doch das Auto stehen. Oder wie siehst du das?
Aber es war wirklich nicht so schlimm, wie es klingt. Es trotteten ein paar wirklich komisch aussehende Vögel durch die Gegend und ja ich meine wirklich Vögel. Ich setzte mich ans Wasser, beobachtete diese die ganze Zeit, sinnierte über das Leben und las ein paar Stunden.
Als ich wieder zurück in meiner kleinen Zwischenheimat war, war nur die Litauerin zu Hause. Zwischenheimato, o nenne ich immer die Orte, an denen ich mich zwischendurch wirklich irgendwie heimisch fühle, denn es ist ein Anlaufpunkt auf einer Reise, welcher sich vertraut anfühlt und in denen die Menschen sind, welche man in der Zwischenzeit schon irgendwie gut kennt. Wir plauderten ein wenig über das Leben, denn sie hatte ja heute schon wieder einige Rückschläge erlitten. Sie fragte mich, ob ich denn schon wieder über das Leben philosophiere, wie ich es so oft tue und dass sie, für sich gesprochen, in der Zwischenzeit genug davon hat. „Aber wie soll denn das Leben besser werden, wenn man sich keine Gedanken darüber macht?", war die Frage, die sich stellte. Ich erhielt keine Antwort, dafür eine Gegenfrage. "Was denkst du denn, was der Sinn des Lebens ist?" Puhh, jetzt diese Frage, die sich nicht so schnell beantworten lässt. Aber ich lasse Gegenfragen nicht gelten und sagte, dass sie mir erstmal ihren Sinn wiedergeben muss, bevor ich versuche eine Antwort zu erlangen . „"Manchmal ist es gut und manchmal ist es schlecht", erhielt ich darauf an den Kopf geworfen. Ja. Nun. Aber müssen wir immer alles als gut oder schlecht etikettieren? Wie ich in meinem anderen Artikel bereits festgestellt habe, können wir das doch sowieso nicht in diesem Moment einschätzen. Es ist, wie es ist. Meine Zwischenantwort darauf war dann, dass wir versuchen sollten glücklich zu sein, der Welt so wenig wie möglich Schaden zu zufügen, damit andere Generationen auch etwas von ihr haben können und eventuell versuchen sollten, anderen Menschen mit unseren Ideen und Einfällen das Leben leichter und besser zu machen als es im Moment ist. Ist das dann der Sinn des Lebens? Bestimmt nicht. Aber es haben andere auch bereits versucht zu erklären und sind gescheitert. Ich werde versuchen das Thema später, wenn ich weiser und reifer bin, noch einmal aufzugreifen und eventuell eine Antwort darauf zu finden. Ob das glückt? Ich glaube nicht, aber man kann es ja mal versuchen. Manche Sachen sind einfach nicht einfach. Was denkst du denn darüber?
Ehe hier ein falscher Eindruck entsteht, ich möchte mit meinen Gesprächen niemanden vorführen oder zum Nachdenken zwingen.
Ich fragte sie, ob Sie sie mir litauische Musik zeigen will. Und sie tat es und zwar was für welche. Anfänglich dachte ich noch, sie meint es ernst, aber ab dem zweiten Lied wusste ich, mir werden hier die litauischen Helene Fischers und Flers gezeigt. Trotzdem entschieden wir uns kurz das Tanzbein zu schwingen. Einfach, weil es geht.
Danach war es auch schon abend und wir tranken, besser gesagt, ich trank und die anderen kosteten, ein paar Bier und ein wenig Wein. Nachts wollte ich mir dann nochmal die Stadt anschauen, wobei ein paar lustige Bilder entstanden sind.
Das war‘s. Vier Tage Gold Coast, vorbei. Das mit der Zeit auf Reisen ist immer eine komische Sache. Manchmal kommen einem Minuten wie Stunden vor und Tage wie Wochen, doch am Ende denkt man meistens: Was? Schon vorbei? Okay!
Jetzt werde ich wieder neue Leute kennenlernen und tschüss zu diesen sagen. Aber wie gesagt, die Leute bleiben für immer.
Also, auf nach Brisbane und tschüss.
Vielen Dank fürs Lesen.
Sonnige Grüße aus Brisbane,
Paule.
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