Roadtrip durch Australien - Wilsons Promontory National Park
Die erste Nacht im Zelt, war nicht so schlimm, wie man es immer vermuten würde. Ich habe den Luxus überall schlafen zu können, wenn ich meinen Kopf frei habe. Im Arbeitsleben war das etwas Anderes. Da bekommt man den Kopf nicht aus, aber hier. Hier war das kein Problem, denn man muss sich ja keine Gedanken machen, ob man seine Arbeit schafft, ob das Projekt erfolgreich fertiggestellt wird oder wie man morgen früh den großen Chef beruhigt.
Ich hatte einen tollen Schlafsack und eine mehr oder weniger dicke Isomatte. Aber das reicht, reicht für den guten Schlaf. Kein Bett notwendig nur Freiheit im Kopf.
Nach einem schnellen Frühstück, ging es auch schon wieder auf zu neuen Abenteuern.
Es sollte weiter entlang der Küste, aber zuerst runter von der Insel, gehen. Wir planten einen kleinen Zwischenstopp irgendwo am Strand nahe Inverloch. Ein Geheimtipp laut "Wikicamps". Das ist eine App für Backpacker oder auch alle anderen, welche die Campingplatze, Duschen, Hostels, aber auch die Sehenswürdigkeiten und Tipps fürs Unterwegssein beinhaltet. Wenn die Sachen in dieser App sind, ist der Geheimtipp wahrscheinlich nicht ganz so geheim. Aber was soll´s. Es war trotzdem schön.
Es ging raus aus dem Auto und es waren keine 100 Meter bis zum Wasser. Der Strand war mehrere Kilometer lang, wahrscheinlich nicht ganz so lang wie der, den wir am Abend noch besuchen sollten, aber ich war mal wieder völlig begeistert. Das Rauschen der Wellen hallte durch die ewigen Weiten des Strandes. Wir liefen Meter um Meter und wir lachten und sprachen über Sachen, verschiedene Sachen im Leben. Zum Beispiel erzählte mir Bart, dass er einen YouTube Kanal mit knapp 2000 Abonnenten hat, in denen er über Astrologie spricht. Das heißt, er liest die Sterne um die Zukunft von Menschen vorauszusagen. Er sprach immer darüber, dass die Venus, wie sie auch gerade in diesem Moment stand, immer Veränderungen einleitet und dass man nichts dagegen tun kann. Ja gut. Da wir uns hier trafen und den Roadtrip gestartet haben, hätte ich sowas auch sagen können. Aber danach wurde es komisch. Er sprach über meine Familie, meine Geschwister und meinen Vater und das Verhältnis zu den verschiedenen Akteuren, als ob es ihm bestens vertraut wäre. Wir haben definitiv noch nie darüber gesprochen und das fand ich dann schon ein wenig verwirrend, denn ich glaube eigentlich nicht an Sternendeutungen oder sowas in der Art. Vielleicht ist da ja doch was dran, vielleicht hat er auch nur gut geraten. Ich weiß es nicht. Aber überzeugt bin ich auf jeden Fall noch nicht. Muss ich auch nicht, denn jeder darf an andere Sachen im Leben glauben, wenn es ihn weiterbringt. Auch an Sachen die diesen nicht weiter bringen, wer bin ich über sowas zu urteilen? Was denkst du darüber? Glaubst du an die Bedeutung von Sternenbildern und astrologischen Voraussagungen?
Wir blieben eine Stunde am Strand und es sind ein paar wirklich lustige Bilder entstanden.
Kurz darauf ging es auch schon weiter, da wir uns noch einen angeblich tollen Nationalpark ansehen wollten und einen Freund von Bart, welcher aus seiner Heimatstadt in Polen kam, treffen wollten. Freund ist ein wenig zu viel gesagt, denn sie kannten sich nicht wirklich. Freunde von Freunden von ihnen hatten festgestellt, dass sie im selben Land und sogar in derselben Gegend sind. Danach haben die beiden oft telefoniert und ja, nun würde es an ein Treffen gehen. Irgendwie war ich skeptisch. Aber ich sollte wie sooft eines Besseren belehrt werden.
Der Nationalpark war, die Tage bevor wir eintrafen, geschlossen, denn es wüteten schreckliche Waldbrände darin. Wir waren uns nicht wirklich sicher, ob er schon wieder geöffnet hat. Aber das hatte er, am Tag unserer Ankunft. Aus diesem Grund waren auch einfach absolut keine Menschen weit und breit.
Wir fuhren in den Nationalpark und es war eine Art Halbinsel, welche in der Mitte eine Bergkette hatte. Wir fuhren hinein und waren einfach fasziniert. Alte Bäume, soweit das Auge sehen konnte und fantastische Ausblicke. Nichts Verbranntes zu sehen, zum Glück.
Am Ende der Straße, in der Mitte des Nationalparks, angekommen, trafen wir den Freund von Bart, dessen Namen mir leider gänzlich entfallen ist. Es war ein großer Parkplatz und dieser war komplett leer. Von weiten sahen wir sein Auto. Ein alter Saab mit Stufenheck, welchen er als Reisemobil nutzt. Am Anfang war ich skeptisch mit zwei Polen unterwegs zu sein, denn man weiß ja nie, wieviel man danach noch hat..... Solche Vorurteile hatte ich natürlich nicht. Aber man muss darüber ja auch einmal sprechen und ein Späßchen machen. Denn was wäre eine Tour mit polnischen Freunden ohne wenigstens einen Witz über Polen? Besser? Vielleicht. Hier bitte Smiley des Vertrauens einfügen.
Ich hatte Angst, dass die beiden nur polnisch reden und mein Polnisch ist ein wenig eingerostet bzw. nicht existent. Das taten sie aber nicht. Der Freund war eine imposante Gestalt. Schulterlange, lockige Haare, ein Basecap, welches er falschherum trug und ein ärmelloses modisches Shirt: Alles klar, ein Surfer. Vielleicht verriet ihn auch das Surfbrett in seinem kleinen Auto. Ich glaube an diesem Tag habe ich die Entscheidung getroffen, mir auch ein Surfboard zu kaufen, was ich dann in Christchurch getan habe und immer fleißig durch die Gegend fahre. Zum Glück habe ich es auch, bis jetzt, erst zweimal vergessen und musste 80km zurückfahren, aber hey. Das ist es doch wert. Mir gelang es dort das erste Mal, einen Papageien zu fotografieren, welcher, wie so viele dort, durch die Gegend streifte. Das will ich dir natürlich nicht vorenthalten.
Unser neuer Freund schlug vor, eine kleine Wanderung entlang des Meeres, zu machen. Zu einer Laguna, nicht weit entfernt. Ich wollte lieber auf den Berg hinauf, wie ich es sooft will, aber bin im Nachgang mal wieder heilfroh, dass ich nicht meinen Willen bekommen habe. Also stiefelten wir los und ich war ein wenig grummelig, da es nicht nach meiner Pfeife ging. Ich reagiere da manchmal so, obwohl ich genau weiß, dass das Quatsch ist und nicht gut für die Stimmung. Aber ich will meistens der Bestimmer sein, auch wenn andere bessere Ideen haben als ich. Da muss ich noch viel an mir arbeiten. Aber das tue ich oder versuche es zumindest.
Es ging am Anfang durch einen kleinen Wald, welcher ausschließlich aus kleinen, vertrockneten Büschen bestand. Es hatte einen ganz eigenen Charme, denn sowas hatte ich noch nie gesehen. Danach öffnete sich der Wald und es ging ein bisschen bergauf. Hier sah es genauso aus, wie am Jakobsweg, Camino del Norte, in Spanien. Aber warum muss man immer alles vergleichen? Es sah wunderschön aus! Wirklich, wirklich wunderschön. Es ging um eine Kurve entlang des Bergzuges und auf einmal stand man an einem Strand. Einen Strand, wie ich ihn vorher noch niemals in meinem Leben gesehen habe! Der Sand war weiß, wie in einem karibischen Kurzfilm, das Wasser war blauer als die Farbe selbst und weit und breit war niemand anderes außer unserem Dreiergespann zu sehen. Es war einer der schönsten Orte den ich jemals zuvor gesehen habe. Heute war wieder ein Tag, an dem ich das sooft dachte.
Schau dir mal die Fotos an. Die Bilder sind nicht bearbeitet. Es sah ganz genauso aus, wie ihr hier seht. Nur noch ein bisschen schöner, denn du kannst leider die Wärme und die sanfte Brise nicht spüren, welche mir um die Nase streifte. Außer natürlich, du machst eine Heizung an und stellst einen Ventilator davor, wenn du das liest. Falls das der Fall sein sollte, würde ich mich über ein Foto in den Kommentaren sehr freuen.
Nach wenigen Minuten ging es wieder zurück zum Auto, denn wir hatten heute noch einiges vor. Wir wollten noch auf einen Tiererkundungsweg, oder wie auch immer das in deutsch heißt. Einem Weg, auf dem man angeblich fast alle Tiere, welche es in Australien gibt und welche man gesehen haben muss, finden kann. Und wir fanden sie: Kängurus, Wombats, Emus und Wallabys. Alles nur wenige Meter von der Straße entfernt. Aber das ist eine andere Geschichte.
Danke dir für´s Lesen und liebe Grüße von meiner momentanen Arbeitsstätte Murchison. Zumindest noch eine Woche lang, sagt
Paulgoesworldwide.
Kommentare