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Roadtrip durch Australien - Von Melbourne nach Phillip Island

Singen für eine bessere Welt.
Roadtrip durch Australien - Von Melbourne nach Phillip Island

Und dann ging es wirklich los. Raus aus der Stadt. Endlich. Die Freiheit spüren mit dem Auto einfach los zu fahren um dort anzukommen, wo man hin will. Keine Bahnhaltestellen oder Busverbindungen waren mehr notwendig. Nur das Grundvertrauen, dass der alte Hyundai nicht irgendwo liegen bleibt oder Bart mich einfach in der Wildnis aussetzt. Aber diese Gedanken waren im Moment einfach sehr weit weg. Die breiten Straßen verliefen entlang des Meeres nach Süden. Der Himmel war blau. Ein Bild von Buddha mit der Aufschrift "Try not to be a Cunt" blickte mich durchgehend an. Irgendwie finde ich die Aussage ziemlich witzig, denn wenn du nett zu Menschen bist, sind diese auch nett zu dir.

Die Fenster waren weit geöffnet und es war warm. Sehr warm. Mindestens 28°C. Aus den Boxen dröhnte "Down Under" von den "Men At Work".
"Do you come from a land down under?
Where women glow and men plunder? “
"Ist das Leben nicht herrlich", stieg mir als Sprechblase mehrfach aus dem Gesicht.
Bart sang ab und an in vollen Tönen, bis ich einsetzte.
"Can't you hear, can't you hear the thunder?
You better run, you better take cover"
Wir ergaben ein super Duett. Nach wenigen Kilometern, wurden die Highways bereits deutlich ruhiger. Ich glaube 80 Prozent der Australier leben in der Nähe der großen Ballungszentren. Außerhalb ist dann nicht mehr viel übrig.
Die Straßen wurden einspurig und man sah nur noch ab und an ein anderes Kraftfahrzeug. Herrlich, so muss es sich auf den Roadtrips durch Amerika anfühlen, von denen man immer träumte.
Wir fuhren über einen kleinen Berg und da war es. Phillip Island in seiner Pracht. Nur eine Insel umgeben vom Meer. Als erstes wollten wir zum am weitesten entfernten Ort auf der Insel, da es da laut unserer App einen kleinen Aussichtspunkt geben sollte. Und den gab es auch. Und was für einen. Man blickte übers Meer auf eine kleine Insel, aber wie sooft wusste ich wieder nicht, was mich erwarten würde.
Dort waren wirklich viele Menschen. Also im Verhältnis zu vorher, also musste es ja was zu sehen geben. Wir liefen ein Stück und da sah ich ihn. Einen kleinen Pinguin. Winzig klein und schwarz und weiß, wie man es aus dem Fernsehen kennt. Wer mich kennt weiß, dass ich bei solchen Gelegenheiten gerne hüpfe. Und ich hüpfte, während dich mir das kleine possierliche Tierchen anschaute. Es war Wahnsinn. Ich liebe Pinguine und wollte schon immer mal welche sehen, vielleicht sogar einer sein, aber das ist eine andere Geschichte. Leider habe ich vor lauter Aufregung kein Bild gemacht, aber so ist das manchmal.
Weiter draußen sollte auch eine Seelöwenkolonie leben. Deshalb gab es überall Ferngläser, aber ich bezahle doch keine Ferngläser. Deshalb habe ich diese leider nicht gesehen. Aber das kommt noch. Halb Neuseeland ist voll mit denen, habe ich gehört. Wenn ich darüber schreibe bin ich schon ganz aufgeregt und denke daran, wann ich die ersten sehen werde. Ach herrlich.
Uns wurde berichtet, dass es dort jeden Abend eine Pinguinwanderung gibt und das wollten wir uns nicht entgehen lassen. Sogar die Zufahrtsstraßen zu dem Ort wurden zur Dämmerung gesperrt, damit man nicht ausversehen einen Pinguin überfährt. Das wäre es ja noch und würde wahrscheinlich lebenslanges Elend bedeuten. Zurecht.
Deshalb fuhren wir über eine Seitenstraße, auf der wir noch ein paar richtig tolle Aufnahmen von der Landschaft und das obligatorische Ich-bin-cool-und-stehe-am-Meer-Bild machten.

Das muss ja immer sein. Die Wellen waren deutlich zu hören, eine Möwe streifte fast meinen Kopf und ich war mal wieder den Tränen nahe. Ich dachte wieder: Das ist das Schönste, was ich je, jeee gesehen habe!". Das passiert mir aber, seitdem ich meine Reise begonnen habe, sooft. Ich hatte einen Tag, da habe ich diesen Gedanken dreimal gehabt. DREIMAL!!! Aber so muss es manchmal sein. Dass das nicht immer der Fall sein kann, ist klar. Aber man sollte die Momente, in denen man das hat, einfach ausnutzen und konservieren. Es wird auch mal wieder schwerer werden. Vielleicht nicht jetzt, aber später. Vielleicht auch nicht. Wer weiß? Du etwa?

Bei der Pinguinwanderung angekommen, stellte sich heraus, dass es sich hier erstmal um eine Touristenfalle handelte. Es war ein eingezäuntes Gebiet mit einer Art Tribüne zum Meer, an der viele Busse voller Touris abgeladen wurden. Neeeee, dafür bezahle ich kein Geld. Und es war auch noch lange hin, bis zum Sonnenuntergang. Also fuhren wir erstmal Tanken, was wichtig war, ein paar Bier kaufen, was genauso wichtig war, und einen Zeltplatz suchen, was nicht ganz so wichtig war. Obwohl der, den wir fanden, echt schön war.
"Living in a land down under,
Where women glow and men plunder,
Can't you hear, can't you hear the thunder?
"You better run, you better take cover."
Dauerschleife, himmelhochjauchzend.
Wir kochten etwas zu essen, nachdem wir auf dem Campingplatz eingecheckt hatten. Das erste Mal outdoor-kochen im Sonnenschein.

Wie oft ich das in der Zwischenzeit schon gemacht habe, kann ich nicht mehr zählen. Aber hey. Manchmal erinnert man sich ans erste Mal, andermal nicht. Es gab wahrscheinlich Pasta mit Pesto. Wie so oft. Vielleicht auch etwas Anderes. Ich habe keine Ahnung.
Da wir es vor dem Sonnenuntergang schafften, alles aufgegessen zu haben, fuhren wir direkt zum Strand und schauten uns den Sonnenuntergang von dort an.

Wir aßen ein paar Sandwiches und gönnten uns ein paar Bier am Strand. Bart fuhr dann das erste Mal in seinem Leben unter Alkoholeinfluss. Ich bin kein guter Lehrer. Aber das muss auch mal sein, eigentlich nicht. Aber zum Laufen war es ihm zu weit. Der Sonnenuntergang war eine Messe. Wir redeten und er erzählte mir seine Geschichte, welche ich euch schon einmal zum Besten gegeben hatte.
Des Weiteren habe ich dann das Zelt aufgebaut, was schneller ging als erwartet. Noch ein erstes Mal heute, zelten auf der Südhalbkugel. Die Sterne waren wieder überwältigend und die Angst vor kriechenden Tieren nach dem zweiten Bier auch verschwunden. Ich lebe noch, jetzt nach ein paar Tagen zelten. Kann also nicht so schlimm sein, mit den Spinnen und Schlagen, oder?

So, das war auch schon der erste Tag auf dem Roadtrip.
Danke dir für´s Lesen. Schreib mir doch mal wieder. Ich freue mich darauf.

Liebe Grüße, immer noch aus Murchison, wo ich jetzt gerade arbeite. Nicht des Geldes wegen, aber der Erfahrung. Denn Erfahrungen kann einem niemand nehmen. Vielleicht versuche ich so viel wie möglich verschiedene Jobs zu machen. Wer weiß. Ich auf jeden Fall nicht.

Paulgoesworldwide.