Via Francigena mit der Hängematte - Tag 5 - Monte Capra bis Castello
Acht Stunden Schlaf, das war das, was ich nach der Nacht davor brauchte. Und heute Nacht hatte ich die Gelegenheit das nachzuholen.
Mir fiel wieder mal auf, dass der Wald nachts durchgehend interessante Geräusche macht. Wenn man aber weiß, dass einem davon nix umbringt, sondern höchstens mal das Essen klaut, kann man damit leben, oder?
Naja, jedenfalls fing es pünktlich zum Aufstehen an zu regnen. Das erste Mal seitdem ich angefangen habe zu laufen. Ich fand das wirklich sehr nett vom Wetter, solange zu warten und nicht einfach nachts loszuregnen, denn mein Tarp hatte ich natürlich nicht auf gespannt.
Den Abend zuvor hatte ich schon eine kleine Tischgruppe in freier Wildbahn erspäht. Diese wollte ich nutzen um mein Frühstück mal in gesitteter Weise zu erleben. Naja so gut es eben ging, bei Regen.
Der Weg führte durch Wälder und auf einen Berg, auf dem man zum letzten Mal die Alpen bestaunen durfte.
Der Tag heute war erst anstrengend, dann atemberaubend, dann wieder anstrengend. Wie es halt beim Wandern so ist. Ich sang mein ganzes Song Repertoire einmal hoch und wieder runter, in der Mitte packte mich die Inspiration und ich schrieb ein Lied, was vielleicht cool, vielleicht nicht so cool ist. Das werde ich raus finden sobald ich wieder eine Gitarre in den Händen halte.
Später kam ich auch zum ersten Mail an einem extra für Pilger eingerichtetem Pausenplatz vorbei. Diese stehen einfach so auf Privatgrundstücken oder an der Straße, um Pilgern die Möglichkeit zu geben sich auszuruhen, aber noch viel wichtiger, einen Stempel zu ergattern. Die Stempel kommen in deinen Pilgerausweis, womit man nachweist, dass man die ganze Strecke entweder gelaufen, geradelt, geritten oder mit dem Zug gefahren ist.
Irgendwann zum Mittag kam ich an einem See an und die Sonne kam raus und alles war gleich viel besser. Dort gab es auch was zu essen. Ich weiß nicht ob ihr den Film "Wild" kennt. Aber die Protagonistin kommt nach einem Monat wandern irgendwo in einer Stadt an und geht in einen Shop und probiert Lippenstift aus. Und die Verkäuferin meint zu ihr, dass sie doch erstmal duschen soll bevor sie sich hübsch macht. Also ungefähr so wie die Verkäuferin die Gutste im Film anschaut, schauten mich Kellner und Kellnerinnen in dem Restaurant an, indem ich heute war. Aber naja, man gewöhnt sich dran.
Zum Schluss des Tages ging es nochmal auf eine Burg, wo ich einen Plausch mit einem italienischen Pärchen, welches englisch sprach, halten durfte. Und es gab Fotos von mir die ich nicht selbst machte. Wuhuhu.
Im nächsten Wäldchen habe ich mein Nachtlager aufgeschlagen. Heute bin ich 24,6 km zurück gelegt. Davon 393m bergauf und 278m bergab. Damit habe ich offiziell die ersten 100km absolviert, und sogar mehr. Noch 880km to go. Wow.
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