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Via Francigena mit der Hängematte - Tag 11 - Vaccarizza bis Wald vor Lambrina

Via Francigena mit der Hängematte - Tag 11 - Vaccarizza bis Wald vor Lambrina

300km.
Mit der heutigen Etappe, bei der ich schon wieder 30,4km gelaufen bin, sind es schon über 300km seitdem ich vor 11 Tagen gestartet bin. Wahnsinn. Und das in unter 14 Tagen.

Generelles befinden? Geht gut. Ab und an tun die Füße weh, aber nichts was man durch gekonntes abtapen nicht wieder gerade biegen könnte.
Des Weiteren nehmen meine Waden langsam einen Umfang an, dass sie nicht mehr so richtig durch die Hosen passen und ansonsten fragt man sich immer noch ab und an, vor allem nachts irgendwo im Wald, wieso man sich das eigentlich antut.

Aber ansonsten macht es Spaß und die Herausforderung ist immens.

Ich denke immer drüber nach, wenn ich dem kleinen Paul vor 10 Jahren erzählen hätte, was ich hier tue. Der würde sich vor Lachen in die Hecke hauen und das einfach nicht glauben. So weit bin ich gekommen.

Was ist heute passiert? Wegtechnisch: absolut nix. Wie immer Kanäle und Wege und sooo.

Essenstechnisch: mäßig. Ich hab mich gestern ein bisschen verkalkuliert. Also besser gesagt: Google Maps hat mich im Stich gelassen. Das sagt mir ganz oft das irgendwo ein Supermarkt ist und dann ist da einfach nix. Nicht mal ein Schild oder ein Hund, einfach nix... Wiesooo?

Wo soll ich denn da Essen herbekommen?

Deshalb musste ich abends schon meine Notration anreißen, was natürlich nicht genug Kalorien zum satt werden sind.

Generell Kalorien: mit Hilfe einer lieben Freundin habe ich ausgerechnet, dass ich so grob 4000 Kalorien am Tag brauche, wenn ich so wandere, wie ich es tue.
Das ist mehr essen, als man mit aller Kraft in sich reinspachteln kann. Vor allem wenn man zwischen durch laufen will.

Deshalb sind Pausentage so wichtig, weil man da seine Reserven ein wenig auffüllen kann. Außerdem versuche ich immer ein zweites Frühstück und eine Kaffeepause mit Snacks einzulegen.

Und Glauben an die Menschheit technisch? Ist heute alles passiert.

Der Abend näherte sich und ich suchte mir wieder einen Supermarkt bei Google Maps. Was war da? Nix. Ab da war ich fest davon überzeugt, dass es heute wieder eine meiner Notration gibt (die auch gut schmecken aber halt zu wenig Kalorien haben) .
Warum ich meine Vorräte immer auf den letzten Drücker auffüllen? Gewicht!

Nochmal auf die Karte geschaut und da sagt es, dass es noch irgendwo in einem kleinen Dorf noch was geben soll. Allerdings keine Bewertungen. Den Supermarkt, welchen ich zuvor ansteuerte und den es nicht gab, hatte super Bewertungen. Klar.

Die Hoffnung schon aufgegeben etwa zu finden, stolperte ich in das Dorf und was ist da? Ein Supermarkt, ein richtiger, nicht so ein kleiner Tante Emma Laden oder so. Ein echter, mit Schildern und Wägen und allem.

Ab ging es, direkt rein, Freude strahlend.
Und noch nicht mal richtig drin, kommt der Eigentümer angerannt und fragt mich: Peregrino? ( was Pilger bedeutet), worauf ich mit "si" antwortete.
Und ab dann war er nicht mehr zu stoppen.
Er brachte mir Kaffee, ein Croissant, holte Leute von allen Ecken aus dem Shop die er kannte und zeigte auf mich und war super freudig. Und dann unterhielten wir uns kurz mit Google Translator.
Er würde so gerne nach Rom wandern, kann aber nicht, wegen seinen Supermarkt den er leiten muss. Aber in dem er mir hilft würde er auch irgendwie an der Reise teilnehmen.

Nachdem ich dann noch ein Sandwich und meinen Einkauf umsonst bekam, und ich vor Überwältigung weinend im Laden stand, war auch alles wieder vorbei. Ich lief weiter und Bedankte mich zirka tausend mal. Und seine letzten Worte waren : "Das war jetzt von mir. Wenn du jemanden siehst der Hilfe braucht, bist du dran."
Shit, wenn das alles so einfach ist, vielleicht ist die Welt doch nicht so hinüber wie ich es immer denke und sage?


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