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Via Francigena mit der Hängematte - Tag 7 - San Germano Vercellese bis Vercelli

Via Francigena mit der Hängematte - Tag 7 - San Germano Vercellese bis Vercelli

Mein Schlafplatz, wie ich gestern bereits berichtete hatte, war nicht ganz optimal. Als ich mein Nachtlager aufbaute, rollten aller 10 Minuten Güter oder Personenzüge vorbei. Deshalb erwartete ich eigentlich eine sehr sehr kurze Nacht.

Ich zweifelte die ganze Zeit ob ich denn den richtigen Platz gewählt habe um zu übernachten, oder lieber hätte weiter gehen sollen.
Doch dann, wie so oft im Leben, war es Garnichts so schlimm wie erwartet. Noch besser gesagt: ich schlief so gut wie lange nicht mehr. Keine Wildschweine, keine Eulen nur ein Dachs ( Jopp, musste ich Googlen, klingt wie Kindergeschrei, nicht sonderlich entspannend aber wenn man weiß was es ist, völlig okay) und ab und zu ein paar Autos. Du fragst dich wo die Züge auf einmal abgeblieben sind? Die fuhren von 10 bis 6 Uhr nicht mehr. Hätte ich mir doch gar nicht so viele Gedanken machen müssen. Aber das wäre doch viel zu einfach.

Morgens bin ich dann gespannt wie ein Flitzebogen und gut erholt aufgewacht. Nachdem der Tee serviert war, kam ein Traktor um die Ecke und ich dachte mir nur : NEEEIIIN. Der Bauer wollte das Feld, an dem ich schlief düngen (Woher ich das weiß? Die Gerätschaften kannte ich aus dem Landwirtschaftssimulator😅 - Ich wusste doch der würde mich im Leben weiterbringen) und begann damit direkt an meiner Seite des Feldes.
Es gab noch 100 andere Felder in Sichtweite. Nebenher wird das wahrscheinlich auch nur ein oder zweimal im Jahr gemacht. Aber heute war der dieser Tag. "Wieso habe ich das verdient", dachte ich mir so.

Ängstlich begann ich einzupacken.
Als der Bauer mich sah, lachte er kurz, grüßte, korrigierte seinen Kurs, sodass ich nicht so sehr gedüngt wurde, und fuhr weiter. Wieder mehr Angst gehabt als nötig, allerdings wusste ich das nach dem düngen noch gegrubbert werde wird (Oh Landwirtschaftssimulator), also wird es bald laut werden. Also habe ich in Ruhe aus getrunken und bin dann in Ruhe los gestapft. Die Moral von der Geschichte: Weniger Angst haben, mehr entspannen.

Beim Wandern gab es heute wieder nichts zu sehen, außer Reisfelder, verlassene Ortschaften und lange Feldwege. In manchen Ortschaften waren sogar noch die Türen links und rechts offen und man konnte sehen das dort seit 50 Jahren keiner mehr gelebt hat. Ich würde wirklich mal so gern in so einem alten Haus campieren. Mal schauen ob ich das noch schaffe.

Ich mag das Wandern auf diesen langen Straßen, denn es gibt nichts zu sehen. Nur so komme ich in das richtige meditative Pilger Mindset. Man denkt über das Leben nach, wie es weiter gehen soll, aber manchmal läuft man einfach nur. Die Beine bewegen sich in gleichmäßigen Abständen, man muss dabei nichts tun, sich auf nichts konzentrieren. Ich weiß nicht so richtig, wie ich das beschreiben kann, aber wenn man an so einem Punkt ist, weiß man es einfach. Man läuft. Es erfordert nur Gedankenkraft falls man anhalten oder abbiegen muss. Den Rest macht der Körper von alleine.

Weiterhin habe ich mir das erste Mal seit 7 Tagen erlaubt, Musik während des Laufen zu hören. Ich mag das eigentlich nicht, da man so die Orte nicht richtig spürt und die Tiere nicht hört. Man verpasst dabei manchmal was.
Aber nicht heute. Heute hat mich die Musik sowas von geflasht. Mit Tränen in den Augen, lautstark singend, ging es die Kanäle entlang. Was für ein toller Tag.

Das Ziel heute war Vercelli, wo ich in einem kleinen Hotel zwei Tage verbringen werde. Ich habe mir vorgenommen, aller 7 Tage einen Tag Pause zu machen.

Kaum im Hotel angekommen fing es an zu regnen wie aus Kübeln. Vielleicht hab ich das ja auf meiner Wetter App gesehen. Vielleicht waren auch nur 7 Tage um. Wer weiß, wer weiß.
Heute bin ich 15,2 km gelaufen. Höhenmeter, wie hier üblich, Fehlanzeige. Aber ich sage dir, die Kilometer haben sich trotzdem richtig gezogen. Nach einer Woche laufen merkt man richtig, wie die Energie aus einem herausgezogen wird.


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