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Adelaide - Wanderung von Glenelg nach Port Adelaide

Eine kleine Wanderung am Strand und der letzte Tag in Adelaide
Adelaide - Wanderung von Glenelg nach Port Adelaide

So, nun aber genug von langweiligen Museen und Events. Vorerst. Am letzten Tag, den ich gemeinsam mit meinem Freund Darryl verbringen durfte, wollten wir eine Wanderung machen. Wie in alten Zeiten auf dem Jakobsweg in Spanien, sollte es dabei natürlich vor allem um die Gespräche und das gemeinsame Trinken ein paar alkoholischer Kaltgetränke gehen. Die weitere Reise war bereits geplant. Es sollte nach Halls Gap, in den Grampiens National Park gehen. Diesen Zwischenstopp wollte ich einlegen um die landschaftlichen Besonderheiten Australiens bewundern zu dürfen und keine 16 Stunden am Stück Bus fahren zu müssen. Des Weiteren wollte ich nicht schon wieder fliegen um meine Umweltbilanz nicht noch weiter zu verschlechtern. Aber das mit dem Bus- und Bahnverkehr zwischen den verschiedenen Ländern Australiens, ist so eine Sache. Darüber werde ich aber im nächsten Text mehr verraten.
Am Tag der Wanderung sollte es nicht so warm werden, weshalb Darryl bereits, bei meiner Ankunft in Adelaide, diesen Tag gewählt hat. Ja, planen ist wichtig. Nicht für mich, aber für andere und da ich diese wunderschöne Woche mit netten Menschen, in einem schönen Haus verbringen durfte und auch gegen meinen Willen die Wäsche ohne mein Zutun gewaschen wurde, gab es keinen Grund sich darüber zu beschweren. Kurz vor mittag ging es also los. Wir wollten mit dem Bus fahren, zu dem wir ein ganzes Stück laufen mussten. Google sagte mir, dass es zirka 35 Minuten dauern würde, was mein Freund aber für ausgeschlossen hielt. Deshalb stiefelten wir zirka. 25 Minuten bevor der Bus los fuhr, wobei ich bereits ahnte, dass es schwer zu schaffen sein wird, da ich auch gern die Landschaft begutachten würde. Nach dem ersten Kilometer stellte er auch fest, dass es knapp werden könnte und begann nach guter deutscher Manier, zu rennen. Die Landschaft war wunderschön. Es ging vorbei an einem Flussbett, durch die schöne Natur. Ich konnte überall Papageien beobachten, rote, blaue, gelbe und die weißen. Die Weißen sind der Hammer. Die klingen wie ein wildgewordenes Ferkel im Sommer, sobald sie anfangen zu "singen". Das durfte ich danach auch noch ein paar Mal erleben. Das ist so laut, dass man davon wach wird. Ein wenig verstörend, aber auch irgendwie cool. Natürlich verpassten wir den Bus, da ich einfach keine Lust auf rennen hatte. Ich bin im Urlaub und da kann man sich doch Zeit nehmen. Darryl war stinksauer. Aber ich habe viele bleibende Eindrücke gewonnen, für die es sich lohnte, sich Zeit zu nehmen. Oft im Leben ist man damit beschäftigt, Dingen hinterher zu laufen, von denen man weiß, dass man diese sowieso nur mit großer Anstrengung oder gar nicht mehr erreichen kann. Aber verpasst man dabei nicht oft die besten Momente seines Lebens? Was denkst du darüber?
Wir liefen also zwanzig Minuten weiter um an den Bahnhof zu gelangen, von dem wir mit dem Zug und dann weiter mit der Tram, an den Strand bei Glenelg fuhren. Ach, war das herrlich. Endlich wieder Meer. Ich hatte schon fast ein wenig Entzug, habe es ja schließlich mindestens eine Woche lang nicht mehr von Nahem sehen dürfen. Wie habe ich das denn in Deutschland ausgehalten? Wir schlenderten entlang des Strandes, denn als Darryl sein geplantes Ziel erreicht hatte, konnte er auch wieder ein wenig entspannen. Er konnte sogar nach einer Stunde Abstinenz auch wieder mit mir sprechen.
Es war eine herrliche Wanderung, immer direkt am Wasser entlang.
Nach ein paar Stunden erreichten wir ein tolles, kleines, schwedisches Café, in dem es genialen Tee und schwedische Törtchen gab, mit weißer Schokolade gefüllt. Verdammt, ich liebe Törtchen. Es ging vorbei an Stegen, Schildern mit Schlangen und dem gleichzeitigen Gefühl, lieber auf dem Weg zu bleiben, Kitesurfern und alten und neuen, beziehungsweise prunkvollen und nicht ganz so prunkvollen Bauten. Aber seht selbst.



Abends kehrten wir dann in einige schöne Bars ein um ein paar Bier zu trinken. Die Sonne schien für uns und es war einfach toll. Wir unterhielten uns über die alten Zeiten und den Stress, den man sich meistens selbst macht. Danach bedankte ich mich für alles und meinte, dass ich seine Frau auch sehr mag, wobei ich als Kommentar nur bekam: "Kannst du haben." Um das zu verstehen, nochmal ein kurzer Side Fakt: Die beiden haben vor vielen, vielen Jahren geheiratet hauptsächlich um ihre Pässe zu erweitern. Er ist aus Neuseeland, sie aus Großbritannien. Ein guter Deal also. Sie haben zusammen die letzten Jahre ihres Lebens geteilt, Kinder großgezogen und viel Zeit miteinander verbracht. Allerdings ist das scheinbar nicht genug. Man denkt immer, man hätte etwas "Besseres" oder "Schöneres" verdient und es mit jemandem anderem auch leichter haben können. Aber stimmt das denn? Liegt es nicht meistens an einem selbst, wie die Menschen mit einem umgehen? Suchen wir immer im Leben nach dem was wir Erwarten oder uns die Gesellschaft mitteilt, dass wir das haben müssen? Oder sucht man nur nach einem Grund unglücklich sein zu dürfen, weil man sich das Glücklichsein selber nicht gönnt? Bin ich vielleicht auch so?
Fragen über Fragen ohne Antworten. Hast du eine für mich?
Später ging es dann auf einen Steg um den Sonnenuntergang zu bewundern. Mein erster am anderen Ende der Welt! Die Sonne war nicht wirklich zu sehen, aber das Lichtspiel war einmalig. Einer der schönsten Sonnenuntergänge, die ich je gesehen habe. Vielleicht lag es auch am Bier, vielleicht aber auch nicht.
Zurück in der Bahn um wieder zum Haus zu fahren sprachen wir einfach mit Menschen, die dort gerade in der Gegend herumsaßen. Eine junge Australierin mit indischem Elternhaus erzählte uns die Geschichte über ihr Leben und wir über unseres. Plötzlich stimmten die Sitznachbarn mit ein und so kam einfach aus dem Nichts ein internationales Gespräch zu Stande. Wunderschön. Ich denke, sowas ist in Dresden in einer Straßenbahn leider nicht möglich.
Und das war es auch schon. Eine Woche Adelaide ging um wie im Fluge. Am nächsten Morgen kam der Bus Richtung Halls Gap in den Grampiens.

Wie geht’s dir so? Bist du irgendwo anderer Meinung als ich? Lass es mich doch bitte wissen.

Liebe Grüße von ganz weit weg sagt
Paule.