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Auf nach Melbourne und die letzten Stunden in den Grampiens

Vielleicht bald ein Roadtrip?
Auf nach Melbourne und die letzten Stunden in den Grampiens

Ich kam erschöpft und zufrieden im Hostel an und wollte nichts Anderes, als etwas Nettes essen und dann ganz entspannt ins Bett. Doch wie immer kam es anders. Nach einer guten Stunde, welche ich faul in der Gegend herumlag, stürmte ein Typ, es war Bart aus Polen, in mein Zimmer. Er schien ein wenig redebedürftig zu sein und ich wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht genau warum. Ich sollte es aber zeitnah herausfinden. Wir kamen ins Gespräch und keine zehn Minuten später saßen wir trinkend und rauchend draußen an seinem Auto, welches er ein paar Tage vorher in Adelaide erworben hatte. Er hatte keine Ahnung von Autos und ich schaute mir es mal kurz an. Meine Kenntnisse über KfZ sind natürlich auch keine Expertenmeinung, aber die grundlegenden Sachen konnte ich checken. Es war nicht wirklich die beste Anschaffung, wie bei vielen Backpacker-Autos, wurde nur das nötigste repariert.
Aber hey, was soll´s. Es fuhr!
Nach ein paar Bieren ging es im Dunkeln in Richtung der Kängurus, welche sich wie immer auf dem Sportplatz tummeln sollten. Er hatte davon noch keine so nah gesehen und war hellauf begeistert. Wir sprangen also ein bisschen durch die Gegend, bis wir dann auf einer Bank zum Reden kamen. Er wollte bis nach Cairns fahren, was immerhin so zirka 3000km entfernt lag. Ein Roadtrip sozusagen. Bart kam aus Polen und er hatte ein paar schlimme Geschichten mit seiner Ex-Freundin erlebt. Er versuchte so weit wie möglich von den Gedanken und Erinnerungen wegzukommen. Ich weiß nicht, ob das ein guter Weg ist mit seinen Problemen umzugehen. Wegzulaufen anstatt sich ihnen zu stellen, halte ich für eine sehr schlechte Idee, da sie einen sowieso wieder einholen werden. Das ist auch der Grund, warum ich mir solange Zeit gelassen habe mit meinen Entscheidungen. Vor allem der wegzugehen. Ich will vor Nichts davon laufen müssen und ich muss es auch nicht. Ich will neue Erlebnisse und Erfahrungen machen, aber es ist wichtig für mich alle wesentlichen persönlichen Probleme zu Hause geklärt zu wissen. Was denkst du darüber? Ist weglaufen eine Option für dich oder denkst du mein Aufbruch war ein Weglaufen vor irgendetwas?
Des Weiteren hatte er generell ein sehr schlechtes Bild von Frauen nach seinem desaströsen Aufbruch. Er verfluchte sie alle und wollte durch die Reise lernen, ohne Frauen zu leben, da er immer nur das gemacht hätte, was diese wollen. Die Entscheidungen die er traf, wären niemals seine eigenen gewesen. Bart wäre immer nur seinen Freundinnen gefolgt, aber nun wäre es endlich sein eigener Weg. So richtig glücklich schien er mir aber wirklich nicht zu sein. Aber sind wir denn nicht immer für unsere Entscheidungen selbst verantwortlich? Auch wenn wir jemandem folgen, war das unsere eigene, bewusste Entscheidung, das zu tun und ich denke, wir können niemanden für unser Handeln verantwortlich machen, was manche Menschen allerdings versuchen. In einem Moment entscheiden wir uns an einen Ort zu gehen, vielleicht aus Liebe, vielleicht aus Angst jemanden zu verlieren, vielleicht aus beidem. Aber ich mache das doch nur aus eigenem Antrieb heraus. Niemand zwingt mich dazu. Und auch wenn das nicht so wäre, kann man die schlechten Erfahrungen mit einer Person doch nicht auf die ganze Welt projizieren. Jeder Mensch ist anders und hat seine ganz eigene Persönlichkeit. Eine komplette Gruppe, wegen eines Fehltritts zu verfluchen, erachte ich für nicht weit genug gedacht und auch einfach als falsch. Aber so war es halt bei ihm im Moment. Vielleicht kommt er während seiner Reise auch darüber hinweg. Schade wäre, wenn nicht.
Auf jeden Fall war er die letzten vier Tage alleine in seinem Auto, war in seinen Gedanken gefangen und brauchte dringend Gesellschaft. Und da ich gerne mit solchen Sachen umgehe, war ich in dem Moment wahrscheinlich genau der Mensch den er brauchte. Man trifft immer die Menschen, welche man gerade am dringendsten benötigt oder andersherum. Aber das ist eine Geschichte, über die ich später noch sprechen will und werde. Er bot mir an, ihn auf seiner Reise zu begleiten. Was ist das für ein Angebot? Man kennt sich zwei Stunden und kann zusammen auf einen Roadtrip gehen? Sowas habe ich ja noch nicht erlebt. Ich war zu diesem Zeitpunkt auch noch ein wenig skeptisch, aber heute weiß ich: Sowas passiert oft auf Reisen. Wieso sollte man sich nicht auch eine gewisse Zeit zusammen fortbewegen und fremd gibt es nun mal nicht. Man kennt manche Menschen eben nur noch nicht und es ist höchste Zeit sie dann kennenzulernen. Oder nicht?
Jedenfalls hatte ich entgegen meiner normalen Verhaltensweise, bereits schon ein Zimmer für drei Tage, sowie die Fahrt, nach Melbourne gebucht und konnte sein Angebot deshalb nicht annehmen. Aber wir tauschten unsere Kontaktdaten um eventuell später nochmal darüber zu sprechen, was ich dann auch tat. Dazu aber später.

Am nächsten Morgen fuhren wir zusammen ein wenig durch die Gegend. So konnte ich die anderen schönen Orte sehen, welche mir vorher ohne Auto verborgen blieben. Es ist wirklich schwer ohne fahrbaren Untersatz in Australien. Dasselbe gilt für Neuseeland, was mir viele Reisende dann berichteten. Man kommt nicht zu den wirklich guten Wanderungen und man kommt nur sehr schwer von A nach B. Ich glaube hier dachte ich das erste Mal darüber nach mir eventuell später ein Auto zu kaufen. Eigentlich, ganz eigentlich, wollte ich das nicht tun, da man für seine egoistischen Reiseinteressen der Umwelt keinen zuträglichen Dienst leistet. Aber machen wir das nicht alle in dem wir in einer modernen Gesellschaft leben? Ja ich weiß, ich versuche mich hier zu relativieren und ich weiß auch das wir uns nicht vergleichen sollten, Aber stellen wir unsere persönliche Freiheit nicht oft über das Wohl des Planeten? Ich bin halt auch nur ein Mensch.
Wir waren am McKenzie Wasserfall und machten noch eine kleine Wanderung, bei der zum Glück nur fast eine Millionen Leute unterwegs waren.

Man achte auf die Asiaten hinten links, im lustigen Quallenkostüm.

Zu guter Letzt kochten wir irgendwo an einem See einen Tee. Das war für mich ein bewegender Moment, da ich zum ersten Mal die Freiheit des Gipsy Camper Lifestyle sehen durfte und ich liebte es. Damit meine ich das Leben im Auto. Wie konnte man auch nicht, als outdoorbegeistert Mensch, zu denen ich mich jetzt, im Gegensatz zu früher, zählen darf.

Kurz darauf fuhr mich Bart zum Bus, wir verabschiedeten uns und ab ging es für mich Richtung Melbourne. Zuerst wieder mit dem Bus, später mit dem Zug. Die Zugfahrt war sehr, sehr intressant. In einem nahegelegenen Ort war gerade ein Musikfestival zu Ende gegangen und deswegen waren sehr viele, sehr fertige und interessante Menschen an Bord.

"Zwei Freunde in einem paradiesapfelroten Cabrio, stoned, besoffen, abgedreht, gute Menschen." - Raul Duke

Der Zug war prall gefüllt. Ein kleiner Vorgeschmack auf Melbourne sozusagen. Bis auf den letzten Zentimeter drängten sich Menschen. Eine sehr lustige Zugfahrt bahnte sich an. Zwei Leute, ich und mein Rucksack teilten uns den Platz in einem Vierer. Es dauerte nicht lange und wir kamen ins Gespräch. Deshalb dauerte die Zugfahrt von 5 Stunden, gefühlte 10 Minuten. Genau wie es sein muss.

In Melbourne am Bahnhof angekommen traf mich ein kleiner Kulturschock. Von einem kleinen Kuhkaff mit 300 Einwohnern, in eine der größten Metropolen des Landes. Puhh.
Ich lernte das die "Free Tramzone´s" nicht nur ein Alleinstellungsmerkmal Adelaides waren. Auch hier waren sie vertreten. Es ist einfach so klasse, so etwas zu haben. Bitte Deutschland, denk mal darüber nach! Es gibt deshalb unglaublich wenige Autos, im Relation zu den Einwohnern, im Zentrum. Aber darüber habe ich mich ja bereits einmal ausgelassen.

Es ging also mit der Bahn, nach einem fülligen indischen Essen, direkt in meine Unterkunft. Doch was war das? Es war gerade einmal 19 Uhr und eine Schlange vor der Unterkunft? Bin ich hier richtig? Ich hatte keine Ahnung.
Das Hostel war direkt über einen Bar. Einer Studentenbar. Für Menschen, welche sich in Dresden auskennen: Es war genau wie das Rosis, nur mit Unterkünften darüber. Es roch nach abgestandenem Bier und Rauch und es war Montag: Studententag. In dem Lokal waren zirka 500 angetrunkene Studenten. Aber ich wollte erstmal meine Ruhe, weswegen es auf´s Zimmer ging, wo ich weitere beeindruckende Persönlichkeiten kennen lernen durfte.

Aber damit geht es später weiter.

Ich weiß nicht, ob du es schon gesehen hast, aber ich habe oben rechts, nein, noch ein Stück weiter als du gerade geschaut hast, einen neuen Reiter eingefügt. Der nennt sich Unterstützung. Es wäre cool, wenn du dir die Seite mal anschauen würdest und eventuell über meine, manchmal nicht ganz so erstgemeinten Ratschläge philosophieren würdest. Musst du aber auch nicht. Es ist ein freies Land.

Danke für´s Lesen, Liebe Grüße aus Murchison, wo ich mich für fünf Tage niedergelassen habe. Ich möchte schreiben, meine Erlebnisse für die Welt konservieren.

Paulgoesworldwide!