Via Francigena mit der Hängematte - Tag 16 - Pianezza bis Casola Vila
Die Nacht war regnerisch.
Aber witziger Weise störte mich das gar nicht mehr so sehr wie die ersten Tage.
Generell fällt mir das draußen schlafen viel leichter. Die Geräusche der Tiere sind normal.
Man weiß was jedes rascheln, knarzen oder jeder Tierlaut ist, oder man macht sich darüber zumindest keinen Kopf mehr. Denn man weiß: es wird einen nicht umbringen.
Man gewöhnt sich daran draußen zu leben. Und es ist schön.
Dennoch weckt man nachts ab und an auf. Vor allem wenn man wie die meisten Tage, um 8 in die Hängematte gefallen ist, weil es entweder zu dunkel oder mein einfach von vielen laufen fertig war. Aber die ersten Nächte hat man sich noch umgehört, ob nicht doch irgendwo noch ein komisches Geräusch auftaucht oder irgendwas ungewöhnliches passieren könnte. Jetzt schaut man sich nur die Sterne an oder den Wald.
Diese Woche ist kein Vollmond mehr. Da gibt es nicht mehr ganz so viel zu sehen. Aber die Silhouetten und Umrisse sind trotzdem beeindruckend.
Der Tag heute wird anstrengend.
Das wusste ich, denn wie meistens bei Wanderungen, kann ich mir am Tag zuvor ja schonmal anschauen was so ansteht. Wo muss ich Verpflegung holen, wo gibt es Wasser, gibt es Frühstück oder irgendetwas gravierendes zu beachten?
Die wichtigsten Fragen im Leben eines Wanderers.
Mein Telefon sagte : heut wird die krasseste Etappe der ganzen Reise, 24,2km 930m bergauf und 411m bergab. Mein Kopf spielte verrückt. "Das wird sooo anstrengend und das will ich eigentlich gar nicht und wieso überhaupt?"
Kleiner Spoiler : War gar nicht schlimm, war eher cool.
Wie oft im Leben machen wir uns vorher zu viele Gedanken. Denken es wird alles ganz schrecklich, anstatt es einfach auf uns zukommen zu lassen und fest zustellen das alles gut ist war und ist.
Der Tag startete mit Nebel, der sich jedoch schnell lichtete. Da Sonne und Nebel ein gutes Team sind und gerne angeben, veranstalteten sie ein Farbenspiel der Extraklasse.
Die ersten Kilometer ging es entlang des Flusses Taro nach Fornovo, von wo ab es nur noch eine Richtung gab : bergauf. Vorher hab ich mir im lokalen Tourismusbüro noch einen Stempel geholt.
Aber es gab nicht nur Stempel, nein es gab noch ein Stückchen Parmesan. Klar, wieso auch nicht. Ganz normal.
Nach dem ersten Berg, folgte der Zweite. Die Aussichten waren okay aber es war immer noch etwas neblig. Es war schon eine Strapaze mich den Berg hinauf zu quälen. Aber Schritt für Schritt ging es immer höher und höher und höher. Bei der Hälfte musste ich mir ein wenig Motivation Musik ins Ohr werfen, damit es weitergehen konnte.
Oben angekommen war vom Grau der anderen Seite nichts mehr zu sehen.
Die Sonne war irgendwie schneller als ich, und grüßte mich bereits hinter einem Berg. Die Burg daneben strahlte nur so im Abendlicht. Deswegen! Deswegen schleift man sich den Berg hier hoch. Für diese Aussicht.
Das Leben ist schön.
Von hier war es nicht mehr weit bis zu einem kleinen Wald Stück. Wo ich mein Lager aufschlug. Danke, danke Paul das du das hier durch ziehst 😁
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