Via Francigena mit der Hängematte - Tag 9 - Madonna del Campo bis Gropello Cairoli
Meine Augen öffneten sich und es war kalt. Kälter als erwartet. Ich bin doch in Italien, das kann doch nicht sein.
Ich schaue nach rechts und alles ist gefroren. Bodenfrost. Im November? Klingt eigentlich logisch. Kann schon mal passieren.
Heute war ich das erste Mal so richtig froh meine neue Outdoor Hängematte von Warbonnet, mit tollem Unterquilt, dabei zu haben. Bei Gelegenheit werde ich euch mal meine Ausrüstung vorstellen. Die sollte eigentlich bis minus 17 Grad warm halten. Nur mein 3 Season Schlafsack könnte zum Problem werden. Limit-Temperatur Minus 2 Grad.
Aber wird schon: Mit so ein bisschen Frost kann ich doch gut umgehen. Ich hab auch Mütze und Handschuhe noch nicht benutzt.
Der Tag begann wie immer: Aufgestanden, gefrühstückt. Die Nacht lief gut, auch wenn fast voll Mond war und es dadurch echt taghell war. Sollte ich vielleicht auch mal eine Nachtwanderung einlegen? Irgendwie habe ich mich daran gewöhnt, dass es nachts einfach super dunkel ist, denn da kann mich auch keiner sehen. Mit so viel Licht, vor allem wenn ich so nah an einer Siedlung campe , ging mir irgendwie ganz schön die Muffe. Natürlich zu Unrecht wie immer - aber trotzdem.
Die Tagesetappe war wie erwartet.
Es ging vorwärts soweit mich meine Füße tragen konnten.
Es war nichts aufregend dabei. Keine Berge, nur Flachland und Felder. Oder?
Ne warte : ich musste kurz 3 Kilometer auf der Bundesstraße laufen. Das gibt ganz schön den Kick, wenn die Autos zwei Meter an einem vorbei rauschen. Das war spannend. Ahh, und das Essen. Pasta, danach Salat, danach Tiramisu und Wein für 13 Euro. Richtig nice.
Ansonsten ging es entlang von Feldwege, Häusern, Dörfchen, Schlösschen, Hühnerfarmen, bellenden Hunden, Kanälchen, Kanälen, Bäumen (!!!) und Kirchen.
Ach jaaa Kirchen. Es war wieder Sonntag. Und in Kirchen bekommt man manchmal Stempel für seinen Pilgerausweis. Drum muss ich ab und an mal in eine Kirche hüpfen. Heute Morgen 7.30Uhr fand ich die Erste, drückte die Türe auf und drin war es warm. Darum bleib ich eine Weile bis die Hände die gewünschte Temperatur erreichten. Dabei wurde ich herzlich vom Pfarrer empfangen, der mir einen Stempel gab und mich dann fragte ob ich nicht zur Messe bleiben wollte, was ich mit kurz panischem Blick und der Aussage :" Ach nee, ich muss doch weiter laufen, ist noch weit bis Rom", verneinte. Also das war es was ich sagen wollte... Mein italienisch ist nicht gut genug das auszudrücken 😜.
Durch diese Monotonie der Eindrücke, lief es heute wieder, und lief und lief.
Ich bin 31,5 km gelaufen und Höhenmeter gab es keine. Ach ja man kommt voran, ne.
Es ist merkwürdig, ich bin schon neun Tage da. Und ich komme mir vor als wäre ich gestern gestartet. Allerdings zieht sich jeder Tag extrem. Man hat das Gefühl, dass eine Woche kürzer ist als ein Tag. Wie kann das sein?