Via Francigena mit der Hängematte - Tag 19 - Wald von Pontremolli bis Fornoli
Die Nacht war wie immer, nich so schlimm wie erwartet. Ich erwachte gut erholt mit Blick auf meine kleine Lichtung. Ich nahm den erten Atemzug und ich wusste: "Heute wird ein guter Tag."
Dabei fällt mir irgendwie immer der Spruch ein, den mein Bundeswehr Ausbilder damals immer, jeden Morgen, meistens gegen 4.30 Uhr, gebetsmühlenartig wiederholt hat :
"Heute ist ein guter Tag, ich will."
Was das direkt bedeuten soll, hab ich bis heute nicht verstanden - aber motivieren tut es irgendwie schon.
Es ging bergab, durch ein Tal, entlang einer asphaltierten Straße. Der blaue Himmel strahlte und die Sonne ließ sich auch schon über den Bergen blicken. Nach einem kurzen Morgenspaziergang erreichte ich Pontremoli - Das Tor zur Toskana
Ahh deswegen dieses schöne Wetter. Hab ich doch schonmal gehört. In der Toskana scheint die Sonne. Ganz klar.
Es ist ein interessantes kleines Städtchen. Man läuft durch die Stadtmauern und dann entlang einer engen Gasse, die wahrscheinlich schon vor 2000 Jahren genauso aussah, wie sie es heute tut. Viele Kirchen, kleine Kramer Läden links und rechts. Der einzige Unterschied zu früher ist wahrscheinlich das heute alle Fensterläden geschlossen sind, weil sowieso jeder in den Supermarkt nebenan geht und all die Läden, die hier früher Blüten dem Geist der Zeit geweiht waren.
Motiviert schlenderte ich entlang der Hauptstraße. Das war eigentlich nicht die echte Via Francigena. Aber ich wollte heute wirklich nicht die ganze Zeit bergauf und bergab laufen. Drum blieb ich im Tal, zumindest vormittags.
Natürlich ist es schöner, in der Natur zu wandern, aber manchmal muss man auch voran kommen, oder?
Es ging an einem Kloster vorbei, welches im 11 Jahrhundert errichtet wurde.
Der Blick öffnete sich immer weiter bis die hohen felsigen Berge zu sehen waren. Ach wie herrlich.
Gegen Mittag machte ich Rast an einem kleinem Vorplatz einer Kirche, klar wo auch sonst. Und dann hatte ich erstmal ein langes Telefonat mit meinen Freunden in Vanuatu.
Nostalgische Gefühle kamen auf. Wie weit bin ich denn die letzten Jahre gereist? Ist es nicht Wahnsinn wo man so hinkommt? Unerwartet, ungeplant? Einfach dem Leben folgend?
Zum Mittag gab es Pizza, was auch sonst, und dann wollte ich mal dir Straße verlassen und hinauf auf den Berg. Dort wo alles schöner ist.
Ich quälte mich die steile Straße hinauf bis es endlich in den Wald ging. Kleine Pfade - wenig Zivilisation. Durch den Regen die Tage zuvor war alles sehr rutschig und schmierig und anstrengend. Aber am Ende lohnte sich alles - nur für diesen Blick.
Achje - ist das schön hier.
Ein wenig später ging es eine steile Passage hinunter, welche mit alten Runden steinen ausgelegt war. Man hätte auch einfach Schmierseife streuen können, so rutschig war es. Und ich fragte mich wieder : Warum muss ich jetzt diesen doofen Berg runter rutschen?
Unten angekommen, war dort so eine Art Oase. Ein kleiner Wasserfall, ein Storch der sich räkelt. Ein magischer Platz.
Ach deswegen, okay, versteh ich. Hätte nicht meckern sollen.
Danach war ein Schlafplatz schnell gefunden.
Heute bin ich 27,7km gelaufen, davon 550m bergauf und 347m bergab.
Wieder erwarten war die Nacht sehr spannend. Es blitzte und donnerte, aber dazu morgen mehr. (Cliffhanger, yeah)